Premieren-Sieger im Doppel-Interview: Jonas Wallmeier und Gianni Vecchio – VCO /// Virtual Competition Organisation

Premieren-Sieger im Doppel-Interview: Jonas Wallmeier und Gianni Vecchio

  • Redline-Piloten Wallmeier und Vecchio über ihren Premieren-Sieg in der Digitalen Nürburgring Langstrecken-Serie powered by VCO.
  • Vecchio: „Die Nordschleife ist die größte Herausforderung, die es auf iRacing gibt“.
  • Wallmeier: „Je mehr man fährt, desto schneller wird man“.

München – Beim ersten Lauf der Digitalen Nürburgring Langstrecken-Serie powered by VCO sicherten sich Jonas Wallmeier und Gianni Vecchio im Ferrari 488 GT3 vom Team Redline den Sieg. Im VCO-Interview spricht das Esports-Racing-Duo über die spannende Schlussphase des Rennens, den Schlüssel zum Triumph und ihren Werdegang im Sim-Racing. Außerdem beurteilen sie den aktuellen Boom des virtuellen Rennsports und verraten, welche Tipps sich Max Verstappen von ihnen holt.

Noch einmal Glückwunsch zum Sieg beim Start der virtuellen Nürburgring-Saison. Wie habt ihr das erste Rennen der DNLS powered by VCO erlebt?

Jonas Wallmeier: Vielen Dank. Es war ein intensives Rennen, spannend bis zum Schluss. Natürlich haben wir am Ende vom Unfall von Alex Arana und Agustin Canapino vor uns profitiert, und es tat mir für die beiden auch sehr leid. Wenn man das Rennen eine halbe Stunde vor Ende in Führung liegend verliert, ist das natürlich sehr bitter. Trotzdem haben wir uns natürlich über den Sieg sehr gefreut.

Hattet ihr mit einem solchen Ergebnis gerechnet?

Gianni Vecchio: Wir wussten, dass wir vorne mitfahren können. Jonas ist auf der Nordschleife ein absoluter Experte. Er kennt jede Kurve genau und weiß, worauf es ankommt, und auch ich fühle mich auf dieser Strecke richtig wohl. Deshalb hatten wir uns schon vor dem Rennen gute Chancen ausgerechnet. Grundsätzlich ist unser Anspruch beim Team Redline immer, um den Sieg mitzufahren. Wir wussten aber natürlich auch, dass die Konkurrenz sehr stark sein wird. Das hat sich dann auch auf der Strecke gezeigt.

Jonas, du selbst warst am Ende nur in der Zuschauerrolle, während Gianni am Steuer saß. Wie nervenaufreibend ist so eine Schlussphase?

Wallmeier: Witzigerweise habe ich den entscheidenden Unfall der Führenden selbst gar nicht mitbekommen. Ich habe mich erst zehn Minuten später wieder via Teamspeak dazu geschaltet und war etwas überrascht, dass wir plötzlich in Führung lagen. Die Schlussphase war natürlich umso spannender für mich. In der Zuschauerrolle kann man nicht eingreifen und hat keine Kontrolle. Aber ich weiß, dass ich mich in so einer Situation auf Gianni verlassen kann.

Gibt es bei euch nach so einem Rennen eine Nachbereitung, in der ihr nochmal alles analysiert?

Vecchio: Ein klassisches Debrief wie im realen Motorsport gibt es nicht. Aber natürlich haben wir nach dem Rennen die Daten ausgewertet und analysiert, was wir beim nächsten Mal noch besser machen können. Das betrifft vor allem das Setup. Hier sehen wir noch Steigerungspotenzial im Hinblick auf künftige Rennen. Vor allem im letzten Drittel der Strecke haben wir aus unserer Sicht etwas zu viel Zeit verloren. Da können wir beim nächsten Mal noch zulegen.

Nehmt ihr diese Setup-Anpassungen selbst vor oder bekommt ihr hier Unterstützung?

Vecchio: Grundsätzlich haben wir uns inzwischen selbst ganz gut beigebracht, wie wir die Telemetrie-Daten richtig auswerten und entsprechend auch das Setup anpassen können. Aber es gibt beim Team Redline auch Ingenieure, die uns helfen können, wie beispielsweise Atze Kerhof, der auch im realen Rennsport viele Rennfahrer coacht. Das hilft natürlich sehr, wenn wir auf den Rat solcher Experten zurückgreifen und uns Tipps einholen können.

Was war aus eurer Sicht der Schlüssel zum Sieg – abgesehen vom Unfall des MAHLE RACING TEAMS? 

Wallmeier: Ich denke, dass sich unsere Reifenstrategie bezahlt gemacht hat. Wir hatten vorab getestet, wie sich der Reifen bei längerer Fahrzeit verhält und haben dann – wie auch das MAHLE RACING TEAM – entschieden, zwei Stunden mit denselben Reifen zu fahren. Dadurch haben wir keine Zeit auf Alex und Augustin verloren und konnten den Kontakt zu ihnen halten.

Vecchio: Dass wir weiter Druck auf die Führenden ausüben konnten, war definitiv sehr wichtig und hat sich bezahlt gemacht. Sie wussten, dass sie sich keinen Fehler erlauben können. Da spielt ab einem gewissen Punkt auch der Kopf mit. Wenn man – wie wir – den Druck bis zum Schluss hochhält, kann man die Konkurrenten auch in solche Fehler zwingen.

Im realen Rennsport gilt die Nordschleife als die Herausforderung schlechthin. Ist das auch im Esports Racing so?

Vecchio: Die Nordschleife ist die größte Herausforderung, die es auf iRacing gibt. Alleine wegen der Anzahl der Kurven und ihrer Länge erfordert sie unglaublich viel Training. Es dauert sehr lange, bis man auf die nötige Pace kommt. Gleichzeitig kann man sich einfach keinen Fehler erlauben. Ein bisschen vergleichbar mit der Nordschleife ist noch die Strecke in Bathurst. Auch dort ist die Streckenführung sehr anspruchsvoll und gleichzeitig gibt es auf beiden Seiten der Strecke eine Mauer, die keine Fehler erlaubt.

Wie fällt euer Fazit zum Auftakt der DNLS powered by VCO insgesamt aus?

Wallmeier: Dafür, dass es das erste Rennen in dieser Form war, war es richtig gut. Die gesamte Organisation, das Briefing, die Ausschreibung – das war schon richtig professionell. Auch die Leistungsdichte im Feld war hoch, und das Verhalten der anderen Fahrer auf der Strecke war sehr vorbildlich.

Vecchio: Aus meiner Sicht zehn von zehn möglichen Punkten. Ich habe mir ein solches Event schon sehr lange gewünscht. Ich fand auch das Rahmenprogramm im Livestream richtig super und kann nur hoffen, dass wir in Zukunft noch viele dieser Events sehen werden. Wenn ich mir die Artikel und Kommentare im Internet ansehe, kann ich nur sagen, dass das Rennen richtig gut bei den Fans angekommen ist. Ich glaube, so ein Event ist nicht nur sehr förderlich für das Sim-Racing, sondern ich denke auch, dass die NLS sehr davon profitieren kann.

Wie nehmt ihr diesen Boom, den das Esports Racing aktuell erlebt, wahr?

Wallmeier: Natürlich ist der aktuelle Boom mitunter dem ernsten Anlass der Corona-Krise geschuldet. Gleichzeitig denke ich aber, dass viele Motorsport-Fans aktuell einen neuen Zugang zum Sim-Racing finden und nun eine andere Wahrnehmung dafür entsteht, die sich auch über die Corona-Krise hinaus halten kann. Womöglich gibt es auch den einen oder anderen, der sich aktuell dafür begeistert und Sim-Racing selbst gerne ausprobieren möchte.

Vecchio: Der Anlass, aus dem Sim-Racing gerade sehr im Fokus steht, ist natürlich ein sehr ernster und trauriger. Dennoch glaube ich auch, dass das Sim-Racing auch über die Corona-Krise hinaus von der aktuellen Aufmerksamkeit profitieren kann. Wenn man beispielsweise in die USA schaut, wo ein NASCAR-Rennen auf iRacing im TV-Sender FOX läuft, zeigt das schon die Bedeutung und auch die Bereitschaft, sich dem virtuellen Rennsport gegenüber zu öffnen. Aber nicht nur die breite Öffentlichkeit begeistert sich aktuell sehr dafür, sondern auch viele Fahrer aus dem realen Motorsport. António Félix da Costa, Mike Rockenfeller, Dani Juncadella oder Bruno Spengler – diese und noch viele andere namhafte Fahrer sind sehr aufgeschlossen. Max Verstappen war ja ohnehin schon immer ein großer Fan vom Sim-Racing.

Denkt ihr, dass der virtuelle Rennsport auch über die Corona-Krise hinaus eine andere Wahrnehmung erfahren wird?

Vecchio: Natürlich wird das Interesse etwas zurückgehen, wenn wieder reale Rennen stattfinden. Gleichzeitig bin ich aber auch sicher, dass Sim-Racing auch künftig weiter an Bedeutung gewinnen wird. Große Hersteller wie Porsche oder BMW waren auch schon vor der Krise sehr aktiv im Sim-Racing. Im Porsche TAG Heuer Esports Supercup wird ein Preisgeld von 200.000 Dollar ausgeschüttet. So eine Summe wäre noch vor einem Jahr unvorstellbar gewesen. Ich denke, dieser Trend wird auch in Zukunft weitergehen, und wir werden bald noch mehr Hersteller sehen, die sich im Sim-Racing engagieren. Und ich denke auch, dass die Serien sehr davon profitieren würden, wenn sie sich diesem Bereich gegenüber noch mehr öffnen.

In der DNLS powered by VCO sind auch viele große Namen aus dem realen Motorsport dabei. Wie ist es für euch, gegen solche bekannten Fahrer anzutreten? 

Wallmeier: Das ist natürlich richtig cool. Man kennt ja all die großen Namen aus dem realen Motorsport, sei es aus der DTM oder aus anderen Serien. Nun in einem Rennen gegen sie virtuell anzutreten und sich mit ihnen zu messen, ist etwas ganz Besonderes und eine tolle Möglichkeit.

Max Verstappen ist der wohl größte Star in eurem Team Redline. Holen sich die Profis aus dem realen Rennsport auch Tipps von euch?

Vecchio: Das kommt durchaus vor. Es ist wie ein Kreislauf. Wir geben ihnen Tipps für das Sim-Racing, und sie bringen gleichzeitig ihre Erfahrung aus dem realen Motorsport ein und helfen uns. Wir ergänzen uns da gegenseitig innerhalb des Teams und schauen, dass wir gemeinsam schneller werden. Vor allem Max Verstappen ist sehr aktiv und nimmt im Team Redline eine Rolle als Manager ein. Er versucht immer zu unterstützen, wo er kann. Dasselbe gilt für António Félix da Costa.

Wallmeier: Speziell bei Max Verstappen ist es aber so, dass er einfach auch extrem schnell ist – in meinen Augen der schnellste Fahrer aus dem realen Motorsport. Vor allem mit ihm gibt es oft einen sehr guten Austausch, wenn wir abends gemeinsam trainieren. Er will immer schneller werden und fragt dann auch mal, in welchem Gang er eine Kurve am besten fährt oder welcher Radius optimal ist. Aber natürlich hilft auch er uns enorm weiter mit seiner Erfahrung und seinem Wissen aus dem realen Motorsport. Am Ende ergänzen wir uns da innerhalb des Redline-Teams sehr gut.

Welchen Tipp würdet ihr einem Profi aus dem realen Motorsport geben, wenn er ernsthaft ins Esports Racing einsteigen will?

Wallmeier: Ich denke, am Anfang ist es einfach wichtig, die nötige Geduld aufzubringen und Zeit zu investieren. Beim Sim-Racing hängt – wie beim realen Motorsport auch – sehr viel von der Erfahrung ab. Je mehr man fährt, desto schneller wird man.

Wie viel Zeit investiert ihr pro Woche ins Esports Racing?

Wallmeier: Pauschal ist das schwer zu sagen. Das hängt immer auch davon ab, welches Event als nächstes ansteht. Wenn beispielsweise im Mai der Esports Porsche Supercup startet, denke ich, dass ich in den beiden Wochen davor täglich wahrscheinlich zwei bis drei Stunden trainieren werde. Da geht es nicht nur darum, die Strecke besser kennenzulernen, sondern auch darum, sich an das richtige Setup für das Rennen heranzutasten.

Der Rennkalender der DNLS powered by VCO

21. MärzRennen 1
4. AprilRennen 2
18. AprilRennen 3
2. MaiRennen 4
30. MaiRennen 5
13. JuniRennen 6
15. AugustRennen 7
17. OktoberRennen 8
14. NovemberRennen 9

Über die VCO

Die Virtual Competition Organisation (VCO) bringt verschiedene Stakeholder im Esports zusammen: von der Simulations- oder Gaming-Plattform über interessierte Partner bis hin zu den aktiven Teams und Fahrern sowie der Community. In einem schnell wachsenden Segment steht die VCO für Professionalität, Fokussierung und breite mediale Präsenz. Mit ihrem internationalen Netzwerk bietet die VCO zudem Lösungen für die bestmögliche Konzeption und Umsetzung von Esports-Projekten aller Art.

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